Snapshot Europe 2024

Das alljährliche Wildtierkameraprojekt steht wieder vor der Tür und Wildtierbeobachter:innen sind eingeladen, sich daran zu beteiligen

16. Juli 2024

Snapshot Europe - die erste europaweite Säugetierstudie mit Wildtierkameras - startet in die Saison 2024. Wie in den vergangenen Jahren werden Hunderte von Wissenschaftlern im September und Oktober Kameras in ganz Europa aufstellen. Das Projekt wird jedes Jahr Daten über Säugetiere auf dem gesamten Kontinent liefern, die für den Schutz und Management der Bestände von Bedeutung sind. In diesem Jahr führt das Projekt neue Entwicklungen ein, darunter ein KI-Tool und eine Analysepipeline, mit denen sich Populationsdichten automatisch schätzen lassen.

Sind Rehe und Wildschweine in Europa noch weit verbreitet? Kommen die bedrohten Wildkatzen wieder zurück? Weiß es jemand?

Im Gegensatz zum Menschen halten sich Säugetiere nicht an nationale Grenzen. Deshalb gab es bisher keine einheitliche Methode zur Überwachung von Säugetierpopulationen auf dem gesamten europäischen Kontinent. Um diese Herausforderung zu meistern, hat das Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie (MPI-AB) in Zusammenarbeit mit Euromammals die erste europaweite Säugetierstudie mit Hilfe von Wildtierkameras durchgeführt.

Snapshot Europe wurde im Jahr 2021 ins Leben gerufen und findet seitdem jedes Jahr statt. Hunderte von Wissenschaftlern:innen sind an der koordinierten Aktion beteiligt, bei der Kamerafallen in ganz Europa und in allen Lebensraumtypen aufgestellt werden: in Vorstädten, auf dem Land, in der Natur und in der Stadt. Jedes Jahr stellen die Wissenschaftler:innen zwischen September und Oktober für mindestens 3 Wochen Kameras an 10-50 Standorten auf. Ziel ist es, die Vielfalt der Säugetiere in Europa zu dokumentieren, um die Schutzbemühungen auf dem gesamten Kontinent zu unterstützen.

In den drei Jahren, in denen Snapshot Europe läuft, haben sich über 200 Wissenschaftler:innen an der Aufstellung von Kamerafallen in ganz Europa beteiligt. Zusammen haben sie Daten von mehr als 43 Standorten in 18 Ländern gesammelt.

Jedes Jahr erfassen wir etwa sechzigtausend Tiere“, sagt Fabiola Iannarilli, Projektleiterin bei Snapshot Europe und Marie-Curie-Stipendiatin am MPI-AB. Dazu gehören Wildtiere wie das Reh, das am häufigsten von Kameras erfasst wird, sowie Haustiere wie Katzen und Pferde. Wichtig ist, dass das Projekt auch Daten über Menschen umfasst, die von Kameras an Kamerastandorten erfasst wurden. Iannarilli: „Es ist von entscheidender Bedeutung, Daten über die Anwesenheit von Menschen in unsere Studie einzubeziehen, da sie uns Aufschluss darüber geben können, wie stark der Mensch das natürliche Verhalten der Tiere beeinflusst.“

Nach der dreiwöchigen Kamerasaison stellen die Teilnehmer:innen ihre Wildkamerabilder in eine gemeinschaftliche Datenbank, Wildlife Insight, ein, um Wissenschaftlern:innen und Managern:innen die Möglichkeit zu geben, die europäische Tierwelt in großen Gebieten zu untersuchen. Jedes Jahr werden Proben entnommen, was den Weg für eine Schätzung der längerfristigen Populationstrends in diesen Gebieten ebnet.

Wissenschaftler:innen, die einen Beitrag zu dieser Langzeitstudie leisten möchten, können sich für die im September beginnende Saison 2024 bewerben.

„Wir freuen uns, neue Entwicklungen für Snapshot Europe 2024 ankündigen zu können, die die Datenerfassung verbessern und den Erkenntnisgewinn steigern werden“, sagt Iannarilli.

Eine der wichtigsten Entwicklungen besteht darin, dass die Teilnehmer:innen nun die „wahre“ Tierdichte an den beprobten Standorten schätzen können, was bedeutet, dass die Wissenschaftler:innen die Anzahl der einzelnen Tiere in einem Gebiet berechnen können und nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass eine Art dort vorkommt. Die Methode umfasst ein KI-Tool, das automatisch die Position des Tieres im Bild und seine Entfernung zur Kamera schätzt.

Dazu Iannarilli: „Das Tool kann vieles automatisch erledigen, aber es muss noch optimiert werden, um zuverlässige Dichteschätzungen zu erhalten. Das Snapshot-Team kann Anweisungen zur Kalibrierung und Unterstützung bei der Versuchsplanung geben, um den Teilnehmern zu helfen, die Vorteile dieses Tools zu nutzen.

 „Jetzt, wo Snapshot Europe in sein viertes Jahr geht, ist es bemerkenswert, über das nachzudenken, was wir dank einer Gemeinschaft von Forschern erreicht haben, die freiwillig ihre Zeit, ihr Fachwissen und ihre Ressourcen für das Verständnis und den Schutz von Säugetieren in Europa zur Verfügung gestellt haben.“

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