Bonobo-Hochburg der Welt

Eine Studie aus zwanzig Jahren Forschung im größten Nationalpark des Kongo bestätigt, dass Ranger die gefährdete Art wirksam schützen

29. November 2024

Wissenschaftler wissen jetzt, wie viele Bonobos es in einem der größten unberührten tropischen Regenwälder gibt, einem Ort, der als Hochburg der gefährdeten Art gilt. Die Forschung, die über zwei Jahrzehnte von einem Team aus 48 Wissenschaftlern durchgeführt wurde, schätzt, dass zwischen 8.000 und 18.000 erwachsene Bonobos im Salonga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo leben. Obwohl die Population seit dem Jahr 2000 stabil geblieben ist, gibt es Anzeichen für einen möglichen Rückgang. Die von Forschern des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie (MPI-AB) geleitete Studie identifiziert spezifische Faktoren, die sich positiv auf die Bonobo-Zahlen auswirken, und bietet konkrete Maßnahmen zum Schutz der Bonobos in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet.

„Die Schätzung der Bonobo-Population im größten Schutzpark des Kongo ist ein bedeutender Schritt in den Bemühungen zum Schutz der Tiere“, sagt Mattia Bessone, Erstautor der Studie. „Wir zeigen die Wirksamkeit der Parkwächter bei der Erhaltung dieser gefährdeten Art, und gehen davon aus, dass der Erfolg im Salonga-Nationalpark als Modell für andere Naturschutzprojekte dienen kann.“

Afrikas größter intakter Wald

Der Salonga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo ist Afrikas größtes Wald-Schutzgebiet und erstreckt sich über eine Fläche von der Größe der Schweiz. Es handelt sich um unberührten Primärwald, der als Zufluchtsort für die größte Bonobo-Population bekannt ist, eine Menschenaffenart, die nur im Kongo vorkommt. Hier im Salonga Nationalpark, sind die Bonobos relativ sicher vor der Abholzung und der kommerziellen Jagd, die anderswo ihre Existenz bedrohen. Aber es gibt ein Problem mit Salongas Titel als wichtigste Bonobo-Hochburg: Die genaue Zahl der im Salonga lebenden Bonobos war nie bekannt, da es keine, das riesige Gebiet des Parks, das 33.000 km² geschützten Wald und einen 9.000 km² großen Korridor mit menschlichen Siedlungen umfasst, abdeckende Studie gab.

„Es kursierte eine alte Zahl darüber, wie viele Bonobos im Salonga leben“, sagt Barbara Fruth, die 2016 die Einstufung der Bonobo-Population für die Rote Liste der IUCN leitete, “aber das war eine Annahme, die auf Erhebungen basierte, die weniger als zwanzig Prozent des gesamten Parks abdeckten.“

Auch die Gesamtpopulation der Bonobos im Kongo ist unbekannt, da es schwierig ist, den gesamten Lebensraum der Art zu erfassen. Fruth und andere Wissenschaftler erkannten jedoch, dass der Salonga einen Schlüssel zu den dringend benötigten Antworten für den Bonobo-Schutz bietet und das Verständnis dieser wenig erforschten Menschenaffen erweitert.

„Das Einzigartige am Salonga ist, dass es der einzige Ort ist, an dem Erhebungen in denselben Gebieten wiederholt wurden“, sagt Fruth, Gruppenleiterin am MPI-AB. “In diesem riesigen Land bietet nur Salonga die Möglichkeit, Trends zu modellieren und zu beurteilen, ob die Bonobo-Population im Kongo zurückgeht oder nicht.“

Synthese aus 20 Jahren Datensammlung

Mattia Bessone, ein Postdoktorand bei Fruth, leitete die Analyse der Daten. Er fasste alle zwischen 2002 und 2018 im Salonga durchgeführten Erhebungen zusammen, insgesamt 13 Erhebungen von 48 Wissenschaftlern. Bessone stand vor der Herausforderung unterschiedlichste Methoden, von der traditionellen Nestzählung bis hin zur Erhebung mittels moderner Kamerafallen, die zur Zählung von Bonobos verwendet wurden, unter einen Hut zu bringen. Er verwendete statistische Verfahren, um diese Unterschiede vereinbar zu machen und Schätzungen für die Bonobo-Population im gesamten Salonga-Gebiet, einschließlich bisher nicht untersuchter Gebiete, zu ermöglichen. Diese Arbeit liefert den bisher größten zeitlichen Vergleich einer Bonobo-Population und unterstreicht ihre bedeutende geografische Reichweite.

Mehrere wichtige Erkenntnisse gehen aus den Ergebnissen hervor, die für den Schutz und das Management von Bonobos bedeutsam sein können.

Kamerafallen im Salonga Nationalpark

Was Bonobos für ihr Überleben brauchen

Der Schätzung der Studie nach, leben im Salonga 8.000 bis 18.000 erwachsene Bonobos. Dieses Ergebnis ist laut Bessone „nicht so überraschend“, da es mit früheren Hochrechnungen aus kleineren Erhebungen übereinstimmt. Die Populationszahl scheint seit 2000 stabil geblieben zu sein, aber die Wissenschaftler stellten sowohl bei der Dichte als auch bei der Verteilung der Individuen, einen, wenn auch nicht signifikanten, so doch besorgniserregenden Abwärtstrend fest.

„Das bedeutet, dass die Bonobos dort nicht unmittelbar bedroht sind, aber wir müssen wachsam bleiben und weiterhin in Naturschutzbemühungen investieren, wenn wir ihr Überleben sichern wollen“, sagt Bessone.

Die Studie lenkt die Aufmerksamkeit auf bestimmte Faktoren, die zukünftigen Naturschutzbemühungen als Anhaltspunkte dienen könnten.

Wichtigste Voraussetzung für das Vorkommen von Bonobos ist ein intakter, geschlossener Primärwald. Die Nähe zu Dörfern hingegen, wirkt sich negativ auf ihre Anwesenheit aus. Nicht alle Menschen jedoch halten Bonobos fern. Bonobos kommen häufiger in der Nähe von Parkwächterposten vor, was die schützende Wirkung der Parkautoritäten unterstreicht.

„Wir können nicht sagen, was die Ranger konkret tun, dass wir diesen Effekt sehen“, sagt Bessone. “Aber es könnte sein, dass Ranger eine mögliche Abschreckung für Wilderer darstellen. Was auch immer der Grund ist, es ist klar, dass allein die Anwesenheit dieser Wachposten einen positiven Einfluss auf die Bonobopräsenz hat.“

Ein weiterer Lichtblick zeigte sich im Südblock des Salonga Nationalparks, wo bereits vor dessen Gründung im Jahr 1970, Dörfer einer traditionellen Minderheit angesiedelt waren. „In diesen Dörfern gibt es ein kulturelles Tabu, das die Jagd auf Bonobos verbietet“, sagt Bessone. „Das könnte der Grund für ihren positiven Einfluss sein, den sie auf die Bonobo-Population haben.“

Durch die Langzeitbeobachtung an einem der unberührtesten Orte Afrikas sind die Auswirkungen der Studie von großer Bedeutung.

„Die größten Bedrohungen für Bonobos sind die Abholzung der Wälder und die kommerzielle Jagd. Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Erhalt des Regenwaldes und ein Investment in die Verfolgung und Sanktionierung von Wilderei sichtbare Vorteile für den Schutz der Bonobos haben“, sagt Fruth. “Wir hoffen, dass dies die nationale Naturschutzbehörde und internationale Naturschutzorganisationen dazu motiviert, mehr in den Salonga Nationalpark und andere Schutzgebiete zu investieren, um sicherzustellen, dass Bonobos auch in Zukunft Teil unserer Welt bleiben.“

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